Adventszeit 1986

© By Fridolin Wirbelwind

Es ist nun schon einige Jahrzehnte her, doch geht es sicher auch Heute einigen Menschen so, oder ähnlich, aber nicht immer so positiv.

Bald ist erster Advent, und ich bin mit Tramp in einer großen Stadt. Wir kamen am letzten Abend hier am Bahnhof an und bekamen von der Bahnhofsmission etwas zu essen und den Tipp dass ich in das Männerwohnheim gehen sollte. Doch dann hätte ich Tramp ins Tierheim geben müssen. Das wollte ich aber auf keinen Fall. Da gab mir ein Mitarbeiter den Ratschlag, dass ich doch mit meinem Hund ganz in der Nähe schlafen könnte. Dort würde er auch morgens vorbei kommen und mir dann Kaffee und ein Frühstück bringen.

Es ist ungefähr 9 Uhr und ich packe gerade unsere Sachen, da ich kein Geld mehr habe und gleich versuchen werde einen trockenen Platz zu finden, an dem ich ein Pflasterbild malen kann. Tramp spurtet los, und gleich darauf höre ich einen Pfiff und einen Ruf. Der junge Mann von der Bahnhofsmission taucht in meinem Sichtfeld auf und ich sehe, dass Tramp sich mit einem anderen Hund auf dem Wiesenstreifen zwischen Fluß und Fußweg jagt. Der junge Mann ist in Begleitung von zwei Frauen. Er ruft mir schon von Ferne zu ob das okay wäre, wenn die toben.

Da habe ich sicher nichts dagegen, gibt es doch viel mehr Menschen die es nicht so gerne sehen wenn ihre Hunde mit einem „Pennerhund“ spielen. Wie versprochen hat er eine Thermoskanne mit Kaffe dabei, drei belegte Brötchen, eine Thermomatte und zwei Decken.

Diese Menschen setzen sich zu uns, die Hunde spielen, und wir reden, über Gott und die Welt.

Gegen etwa 10 Uhr müssen die Leute zu ihren Jobs gehen. Unsere „Besucher“, helfen dabei uns einen guten Platz zu zeigen, an dem viele Leute vorbei gehen und wir vor Schnee und Regen sicher sind. Also packe ich die Kreiden aus und beginne zu malen. Der Tag läuft schlecht.

Nach drei Stunden werde ich von der Polizei überprüft, wogegen ich ja nichts habe, und werde anschliessend des Platzes verwiesen.

Also packen wir unsere Sachen und versuchen am Bahnhof Geld zu bekommen um in eine andere Stadt zu kommen. Fahrkarte erschwinglich und wie steigen in den Zug.

Wo wir dann landen ist schlimm. Kaum Menschen, kein Platz wo ich malen könnte, also muss ich Sitzung machen. Es ist kalt und nass.

Mein Tramp und ich werden ignoriert, das tut weh. Nicht weil wir kein Geld bekommen, sondern weil wir sehen, dass wir nicht willkommen sind.

Keiner will einem Menschen helfen, aber am Sonntag gehen die alle in die Kirche.

Also entschliesse ich mich am Sonntag vor der Kirche zu betteln, eine andere Möglichkeit habe ich ja nicht. Aber anstatt christlich zu handeln, vertreibt mich der Pfarrer. Penner wollen seine Gläubigen nicht vor der Kirche haben.

Eine Religion, die im Dezember die Geburt eines Wesen feiert, welches keine Vorurteile kannte, vertreibt einen Menschen der nicht den Normen entspricht. Fck.

Ich nehme meinen Seesack und die Leine von Tramp und verlasse diese ungastliche Stätte. Am Bahnhof schnorre ich solange, bis ich eine Fahrkarte nach Ulm bezahlen kann.

Dort angekommen, hoffe ich dass sich eines meiner Geschwister bereit erklärt, einige Tage bei ihnen sein zu dürfen.

Doch, wie immer, bin ich nicht gerne gesehen, meine Brüder wollen mich nur sehen, wenn ich bereit bin mit zeigen zu dürfen, und meine Schwester kann ich eh vergessen, die darf ich nicht mal besuchen! Und das, obwohl mein Stiefvater mich um einen Besuch gebeten hat.

Also versuche ich in eine andere Stadt zu kommen. Ein paar alte Freunde, die mich noch kennen, helfen mir dann mit Geld aus.

Wir konnten so bis nach Hamburg fahren. Dazu muss ich nun sagen, dass ich unter „Pennern“ viel mehr gute Freunde gefunden habe, als unter „normalen“ Menschen.

Diese Adventszeit verbrachte ich mit: „Nutten“ „Zuhältern“, und anderen Menschen die nicht in eine Norm passen. Hl.Abend habe ich in der Heilsarmee verbracht und am Hafen.

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