© By Fridolin Wirbelwind
Da sitzt er nun, wie schon seit vielen Monaten, meist alleine in seiner kleinen Wohnung. Freunde hat er nur noch über das Internet, denn die vielen großen und ganz großen Enttäuschungen liesen ihn vorsichtig werden.
Einsam fühlt er sich schon lange nicht mehr. Manchmal etwas alleine, besonders wenn die Feiertage auf ihn zukommen, oder wenn er krank ist und sich niemand um ihn sorgt.
Weihnachten, Ostern oder Geburtstage feiert er schon einige Jahre nicht mehr, alleine macht das nicht wirklich Freude.
An manchen Tagen würde es ihn freuen, wenn im Briefkasten nur eine kleine Karte liegen würde, von irgend Jemand, der ihm einen Gruß schickt.
Die letzte Grußkarte kam vor zwei Jahren, zu Weihnachten, seitdem kommen Grüße nur noch über das Internet.
Nein, er will sich nicht beklagen, gibt es doch viele Menschen die weniger haben als er.
Er hat eine Wohnung und jeden Monat etwas Geld, mit welchem er sich ab und zu etwas Luxus gönnt.
Er schreibt Geschichten auf, manche sind erfunden, andere hat er so erlebt und wieder andere wurden ihm erzählt und er hat sie nur angepasst und aufgeschrieben.
Kinder hat er keine, dieses Glück wurde ihm vom Leben nicht gewährt.
Doch vor drei Tagen kam ein großer Umschlag an. Den Absender kennt er nicht und da seine Adresse von Hand drauf geschrieben war, wusste er, dass der Brief nichts offizielles sein würde.
Erst Heute hat er sich daran gemacht den Inhalt zu sichten.
Viele Seiten eng beschriebenes Papier sind darin. Ganz oben liegt ein Bogen, auf welchem in schönen Buchstaben einige Worte zur Einleitung geschrieben stehen.
„Hallo werter Herr,
meine Mutter ist vor zweieinhalb Jahren verstorben, als ich ihre Sachen in Ordnung brachte, fand ich auch die beiligenden Briefe an Sie. Es hat lange gedauert und ich bin nur durch Zufall auf Sie gestossen, weil Ihr Name ja nicht wirklich sehr häufig ist.
Ich habe keine Ahnung ob Sie die Briefe jemals lesen werden oder sie gleich wegwerfen.
Als ich jedoch darin gelesen habe wusste ich, dass Mama gewollt hätte dass Sie sie bekommen.
Die ersten Briefe sind nun fast schon 50 Jahre alt, und meine Mutter hat sie immer aufgehoben.
Kurz ehe sie verstorben ist, hat sie mal gesagt, dass es Gefühle gibt die man ein Leben lang nicht vergisst.
Ganz liebe Grüße“
Das ist alles was auf dem Bogen steht.
Noch immer kämpft er damit, soll er nun die anderen Seiten lesen, oder werden sie ihm das Herz schwer machen?
Diese Entscheidung wird er vielleicht Morgen fällen, oder Übermorgen, eventuell auch niemals.