1989

©by Fridolin Wirbelwind

Ich bin Jahrgang 1958.

Heute versuchen mir Kinder, die es 1989 noch gar nicht gab, und die niemals ein Geschichtsbuch gelesen haben, unsere Vergangenheit zu erklären.

Es ist für mich immer wieder lächerlich, wenn ich Kinder höre, die mir erzählen wollen, wie wir in den Jahren zwischen 1965 und 1989 gelebt haben.

Wir haben die ersten Gastarbeiter erlebt. Diese haben uns gezeigt wie man in anderen Ländern lebt, dass es auch noch andere Religionen gibt und diese eines gemeinsam haben: Den Armen zu helfen und menschlich zu sein.

Wir bekamen Pizza, und Chianti, den Teutonen-Grill, und die Erfahrungen, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann, und trotzdem befreundet.

Wir lernten fremde Sprachen und in unseren Schulklassen tauchten Menschen aus Italien, der Türkei und vielen anderen Ländern auf. Wir lernten dass man Rücksicht nehmen muss, auf Menschen die aus einer anderen Welt kamen. Doch diese Rücksicht war kein Negativum.

Wir lebten gemeinsam, unsere Jugend aus. Ich wurde von Muslimen eingeladen, deren Tochter in meiner Klasse war. Wir durften auch zusammen einen Vortrag halten, was einen Muslim von einem Christen unterscheidet. So lernten wir, dass wir gar nicht so unterschiedlich waren.

Wer diese Zeit nicht mitgemacht hat, der hat auch kein Recht mir zu sagen, dass ich falsch liege.

Kinder, die noch nicht einmal geboren waren erdreisten sich, mir zu sagen dass in der DDR alles besser war, das ist lächerlich, weil sie gar keine Ahnung haben.

Werbung