©by Fridolin Wirbelwind
Die Sonne geht bald unter, das Zelt ist aufgebaut, ein kleines Lagerfeuer brennt und ich fühle mich total zufrieden. Schon lange zähle ich die Wegstrecken nicht mehr, die ich täglich zurück lege. Zur Zeit bin ich in Frankreich unterwegs, als Pflastermaler stellt die Sprache ja keine große Hürde dar.
Vor einigen Tagen war ich in Marseilles, nun irgendwo am Meer.
Alleine unterwegs zu sein, hat auch zwei Seiten, man ist zwar unabhängig, aber es ist auch niemand da, mit dem man reden könnte. Doch kann ich so auch einfach in den Himmel sehen, zusehen wie die sich die Sonne anschickt, zu versinken. Allerdings mag ich es mehr, wenn ich in Portugal an der Küste sehen kann, wie sie im Wasser untertaucht.
Obwohl es noch nicht wirklich dunkel ist, kann ich schon einige Sterne sehen. In solchen Augenblicken wird mir dann bewusst, wie klein ich doch bin und wir kurz unsere Zeit hier auf Erden bemessen ist.
Es wird mir klar, dass ich, obwohl ich kein Zuhause habe, doch zufrieden sein kann. Niemand redet mir in mein Leben rein und meist treffe ich gute Menschen.
Vom Wasser weht nun ein leichter Wind und ich schlüpfe in meinen Schlafsack, doch ins Zelt gehe ich noch nicht. Es ist einfach nur schön, in den Himmel zu sehen und dem Knacken des brennenden Feuers zuzuhören.
Irgendwann gehe ich dann doch ins Zelt, nachdem ich das Feuer gelöscht habe, und schlafe bis weit nach Sonnenaufgang.
Auf dem Wasser sehe ich Boote mit Leuten die gut Party machen.
Egal, da gehöre ich eh nicht dazu und in 10 Tagen möchte ich in Paris sein um eine gute Freundin zu besuchen.
Nach einem kleinen Frühstück, einer Katzenwäsche mit Salzwasser und dem fruchtlosen Versuch einen deutschen Radiosender zu hören, breche ich dann so langsam auf.
Die Schreie der Möwen hören sich für mich an, als ob sie mir eine gute Reise wünschen würden.
Meine Landkarte in den Händen gehe ich stramm los, und hoffe, dass ich bald eine Hauptverkehrsstraße erreiche.
Es ist schon fast Mittagszeit, als ich an eine Kreuzung komme, dort steht Paris schon drauf und die Angabe, 753km. Man, irgendwie habe ich mich doch von meinem Fernweh sehr weit von meinem Ziel wegbringen lassen.
Aber ist auch egal, ich bin mir sicher, dass ich diese Strecke in 10 Tagen bewältigen kann.
Also male ich mir ein Schild, stelle mich an die Straße und hoffe, dass mich jemand bis zu einer Autobahn mitnimmt.
Viel Verkehr ist auf dieser Straße nicht, und so packe ich mein Schild lesbar auf den Rucksack und gehe weiter.
Leider habe ich Heute kein Glück und als es dann anfängt dunkel zu werden, sehe ich an einer kleinen Wegkreuzung, an der sich einige Feldwege mit der Hauptstraße vereinigen, einen großen und anscheinend sehr alten Baum. Es gibt genug Gras um mein Zelt dort aufzustellen und ich geniesse es eigentlich. Eine kleine Holzbank steht dort auch, und ich richte mich dort also ein.
Es ist Hochsommer, und so wird es noch einige Stunden dauern bis es ganz dunkel ist. Feuer mache ich keines an, zu trocken hier, und rings um mich her sind Getreidefelder, also werde ich mir nur etwas auf der Gaskartusche warm machen.
Überall um mich herum höre ich Insekten summen und brummen, Vögel singen und zwitschern. Von weit entfernt höre ich das Bellen einiger Hunde.
Heute kann ich fast noch mehr Sterne sehen, als Gestern am Meer.
Es kommen mir Gedanken an die alten Klassiker in den Sinn, obwohl ich nicht sagen kann aus welchem Grund.
Wieder bin ich mit meinem Leben zufrieden und kann mich nicht beschweren, ich habe alles was ich benötige. Genug zu essen und zu trinken, nachts ein Dach über dem Kopf, und Geld in der Tasche.
Ja, lieber Leser, nicht jedes Abenteuer besteht aus dem Bestehen von Gefahren oder ist voll von neuen Erkenntnissen. Auch einfach mal die Tage geniessen, und am Abend zufrieden sein, dass man keine Not leiden muss.
Seid Ihr auch dieser Meinung?